Zusammen spielen, zusammen reden – gemeinsam Zeit verbringen

 

«Myosotis» (botanisch für Vergissmeinnicht) ist ein innovatives, digitales Unterhaltungssystem, um die Kommunikation zwischen Betagten und ihren Angehörigen zu fördern. Persönliche Bilder und Töne aus dem Leben der betagten Menschen und ihrer Familien werden in einfache, aber attraktive digitale Spiele integriert. Die Spiele werden in enger Zusammenarbeit mit den Zielgruppen entwickelt und später für die breite Öffentlichkeit verfügbar gemacht. Ziel ist es, Angehörige und insbesondere auch Kinder zu motivieren, ihre betagten Mitmenschen öfters zu besuchen und mit ihnen Zeit zu verbringen.

Bettina_Dorle

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder einem Altersheim ist es nicht immer einfach, Zugang zu den hier lebenden Angehörigen zu finden. Man weiss nicht, wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll, ohne etwas falsch zu machen. Vielleicht bleibt man aus Hilflosigkeit auch lieber gleich zuhause und die betagten Familienmitglieder bleiben allein.

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen: in kleine, einfache Computerspiele werden familieneigene Materialien wie Fotos, Musik oder Filmschnipsel integriert. So freut man sich beim gemeinsamen Spiel über plötzlich auftauchende Erinnerungen oder erfährt bisher Unbekanntes aus der Familiengeschichte.

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Die Fabelfabrik GmbH in Bern bietet professionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an. Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbildung für die Pflegenden angelegt. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite der Fabelfabrik GmbH.

Entwicklung von neuen Spielen

Studierende der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) haben zwischen 2015 und 2018 rund 15 verschiedene Spielprototypen für und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei deren Bedürfnisse und Wünsche kennen gelernt. Seit April 2018 arbeitet die FHNW an einer dreijährigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung der Spiele.

Spiel als Kommunikationsmittel

Die Spiele sind so konzipiert, dass sie von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden können. Das Gewinnen steht dabei nicht im Zentrum; das gemeinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden fördern.

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf einem grossen Tablet­Computer. Hier können die grafischen Elemente so dargestellt werden, dass sie auch für ältere Personen gut sichtbar sind. Die berührungssensitive Oberfläche erlaubt es, intuitiv mit dem Programm zu interagieren.

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewohnerinnen und Bewohnern von verschiedenen Institutionen (Zentrum Schönberg, Bern (ZSB), Zentrum Süssbach, Brugg und Sanavita, Windisch) getestet. Dabei zeigte sich, dass kaum jemand Berührungsängste mit der Technologie hatte. Tablets werden nicht als „Computer“ wahrgenommen. Viele Testpersonen spielten konzentriert über längere Zeit und erzählten später noch von den Tests.

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungstherapeutinnen begleitet. Auch diese zeigten sich überrascht, wie gut die neue Technologie aufgenommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten.

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positiven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten Phase ermutigen die beiden Projektverantwortlichen Bettina Wegenast und Marco Soldati das Projekt zu erweitern und zu professionalisieren. Zusammen mit Betroffenen und Fachleuten verschiedener Richtungen, wie Psychologe, Gesundheit, Kunst und Gestaltung aber auch Musik werden die Ideen weiterentwickelt und verfeinert. Ziel ist es kommerzielle, für die breite Öffentlichkeit verfügbare Produkte zu entwickeln.